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  >  Amerika   >  Kuba   >  30.04.2024 – Wanderung im Tal von Vinales

Für den Dienstag stand ein wenig Aktivität auf dem Programm. Bereits am frühen Morgen wurden wir von einem Mitarbeiter der UNESCO an unserer Casa zu einer Wanderung durch das Tal Vinales abgeholt. Wir waren froh, dass wir sehr früh losgezogen sind, da es doch im Laufe des Tages mit deutlich über 30 Grad sehr heiß und auch sehr stickig und schwül wurde.

 

 

Für uns ging es kurz durch den Ort Vinales bis zum Ortsausgang auf der anderen Seite des Ortes. Von hier aus ging es dann hinein in die Berge, der Weg zog sich aber überwiegend recht flach durch die Landschaft. Es ging vorbei an vielen kleinen Bauernhäusern, die eher an Haziendas aus dem letzten Jahrhundert erinnern.

 

 

Unser Wanderführer sprach ein hervorragendes Deutsch, da er 6 Jahre in Deutschland gelebt und in der DDR studiert hat. Als Mitarbeiter der UNESCO kannte er sich bestens mit der Flora und der Geologie der hiesigen Natur aus. Im Tal von Vinales ist die Erde besonders fruchtbar, so dass man hier die besten Kaffeebohnen und die besten Tabakpflanzen des Landes anbauen kann. Die besondere Fruchtbarkeit der Erde rührt vom hohen Eisengehalt des Erdbodens – daher rührt auch die extrem rote Erdfarbe wie wir sie bisher nur aus Australien kennen.

Immer wieder blieben wir am Wegesrand stehen und bekamen sehr viel über die verschiedenen Gewürzpflanzen, Blumen und Früchte erklärt. Durch das tropische Klima auf Kuba wächst hier vieles wild in der Natur.

 

 

Da Kuba auch im Hurrikangürtel der Karibik liegt, wird auch das Tal regelmäßig von den Wirbelstürmen heimgesucht. Durch den Klimawandel nimmt dieses Naturphänomen immer mehr zu. Zuletzt traft ein Hurrikan der Stufe 5 im Jahre 2022 die Region Vinales. Er zerstörte insbesondere viele der kleinen Bauernhäuser aus Holz mit ihren Palmdächern im Tal. Daher bauen die Bauern neben ihren Haziendas immer kleine so genannte Bunker. Diese Bunker sind letztendlich auch aus einem Holzgestell gebaut und mit Palmwedel bedeckt. Durch ihre abgerundete Form bieten sie den Stürmen keine Angriffsfläche und die Bauernfamilien können sich hierhin in Sicherheit bringen. Der letzte Hurrikan zog 10 Stunden lang durch das Tal.

 

 

Bei den Bauern sucht man hier maschinelle Hilfsmittel vergeblich. Man geht zu fuß, reitet auf Pferden und die Äcker werden von Ochsen bestellt. Es mutet alles ein wenig wie aus einer anderen Zeit an. Man sieht sehr viele Pferde, Ziegen, Schweine, Ochsen und Hühner in der Natur.

 

 

Immer wieder kommen einem die Bauern entgegen und bieten uns einen besonderen und außergewöhnlichen Anblick. Auch sieht man an den Bäumen oder Zäunen der Häuser die Pferde angebunden stehen – dies mutet eher an einen Wildwestfilm oder an eine Südstaatensaga von vor 100 Jahren an. Es gibt dem Ganzen aber eine ganz besondere Atmosphäre fernab von jeglichen Geräuschen der Zivilisation. Hier ist mit völlig in Einklang mit der Natur.

 

 

Einen kleinen Stopp haben wir noch bei einem Tabakbauern gemacht, der hier seine Tabakpflanzen selbst anbaut und Zigarren dreht. Wir haben erfahren, dass der Anbau durch den Staat kontrolliert wird und man daher 90% seiner Ernte bzw. seiner Zigarren an den Staat abgeben muss. Die restlichen 10% sind für den Eigenbedarf oder eigenen Verkauf erlaubt. Mit einem Zwinkern erklärte uns der Farmer, dass er meist 90% abgibt und 20% für sich behält – diese Aussage spiegelt sehr gut wieder, wie das Leben hier funktioniert und sich die Leute helfen. Auch wir hätten hier eine Zigarre rauchen können oder Zigarren, Rum und Honig für zu Hause kaufen können.

 

 

Danach ging es zu einer kleinen Farm, die mittlerweile ein Restaurant beherbergt in dem die Touristen und Besucher zu Mittag essen können. Nachdem wir seit rund 4 Stunden in der prallen Sonnen unterwegs waren, tat die Pause im Schatten mit ein wenig Wind sehr gut. Es gab typisches kubanisches Essen: es wurde eine Currysuppe gereicht, danach gab es das Nationalgericht „alt Klamotten“: es besteht aus „pulled Beef“ in einer Soße aus Paprika und Chili. Serviert wird dieses Essen mit Reis und den typischen schwarzen Bohnen. Das für uns Gute an der kubanischen Küche ist, dass sie nicht besonders scharf ist – dies kommt unserem persönlichen Geschmack gelegen.

 

Nach dem Essen ging es weiter zu einem kleinen Bauernhof, der sich voll auf den Anbau von Kaffeebohnen und der Herstellung von Kaffee spezialisiert hat. Aus den hiesigen Kaffeebohnen wird der international bekannte Kaffee Arabica hergestellt. Hier haben wir gelernt, dass die Sorte Arabica ein Mix aus rund 20 verschiedenen Kaffeebohnen ist. Theoretisch könnte man hieraus 20 verschiedene Kaffeesorten herstellen. Auch werden die Kaffeebohnen noch 50 Tage lang draußen in der Sonne getrocknet, in einem Mörser per Hand gestampft und dann klassisch auf dem Holz in einem Eisenkübel geröstet. Maschinen als Hilfsmittel sucht man auch hier vergebens. Natürlich bekamen wir zum Abschluss noch eine Tasse eigenen Kaffee gereicht. Landestypisch handelt es sich um einen Espresso, den man mit viel Rohrzucker genießt. Da er keinerlei Zusatzstoffe und Bitterstoffe enthält, ist der Kaffee trotz seiner Stärke sehr gut bekömmlich. Wir haben die Gelegenheit genutzt und uns ein Paket Kaffee für Deutschland gekauft.

 

 

 

Hier endete dann unsere fast 7-stündige Wanderung durch das Tal (dies entsprach insgesamt mehr als 8 Kilometern) und wir wurden von einem „Taxi“ abgeholt: bei den meisten Taxen in Vinales und Umgebung handelt es sich noch um Pferdekutschen. Hiermit fuhren wir die rund drei Kilometer zu unserer Unterkunft zurück. Auch wenn manch einer hier natürlich direkt an Tierquälerei denkt, muss man immer auch die andere Seite sehen: es ist das typische Fortbewegungsmittel, Autos gibt es nahezu gar nicht (sie durften 55 Jahre nicht importiert und gekauft werden, es gibt zumeist kein Benzin und außerdem können sich 95% aller Kubaner kein Auto leisten. Dementsprechend ticken hier die Uhren noch wie anderswo auf dieser Welt vor 100 Jahren. Für uns war der Fahrpreis mit 500 Pesos (knapp 1,30 EURO) ein Spottpreis, aber nur, wenn man die lokale arme Bevölkerung durch Kauf von Waren oder Nutzung ihrer Dienstleistungen unterstützt führt dies zum Fortschritt des Landes.

 

 

So kamen wir nach rund 7 Stunden erschöpft aber mit vielen neuen und spannenden Eindrücken zurück an unserer Unterkunft an. Unsere Schuhe und Socken haben wir direkt vor der Casa ausgezogen, waren diese doch mittlerweile genauso rot wie die staubtrockene Erde im Vinales-Tal.

Ins Zimmer gehend stellten wir dann noch fest, dass es aktuell einen schon länger andauernden Stromausfall gibt. Aber es gibt Wasser zum Duschen, da muss man halt auch mal pragmatisch auf Föhn etc. verzichten. Wir waren sehr begeistert von dieser Tour.